Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin
Das CiiM (Centre for Individualised Infection Medicine, Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin) ist eine gemeinsame Initiative des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).
Die am CiiM angesiedelten Gruppen erforschen den Einfluss individueller Gegebenheiten von Patient und Krankheitserreger auf die Infektionsanfälligkeit, den Krankheitsverlauf und den Therapieerfolg. Das Ziel ist die optimierte individuelle Versorgung der Patienten.
Die Verwirklichung dieser Vision erfordert einen interdisziplinären, patientennahen Zusammenschluss unterschiedlicher Fachbereiche aus Klinik und Forschung. Die Errichtung eines eigenen CiiM-Gebäudes in direkter Nachbarschaft zur MHH und den weiteren Forschungseinrichtungen des Biomedizin-Standorts Hannover ist dabei von großer Bedeutung. Diese Investition des Bundes über die Helmholtz-Gemeinschaft und des Landes Niedersachsen wird auch ein Schlüsselpunkt für zukünftige Investitionen und industrielle Kooperationen sein.
Die Hintergründe in Kürze
Das CiiM vereint klinische und wissenschaftliche Expertise aus der Infektionsforschung und –medizin für eine zukunftsweisende individualisierte Infektionsmedizin.
Die Idee für ein der individualisierten Infektionsmedizin gewidmetem Zentrum kommt zum ersten Mal im Jahr 2013 auf. Zwei Jahre später, im Jahr 2015, unterzeichnen die Partnerinstitute des HZI und der MHH den Letter of Intent zur gemeinsamen Etablierung des CiiM und gründen das zunächst virtuelle CiiM.
Das geplante CiiM-Gebäude wird in unmittelbarer Nähe zum Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung TWINCORE und der MHH errichtet und wird nach Fertigstellung auf ca. 2.100 qm Nutzfläche moderne Labore, Technologieplattformen und Informatikschnittstellen beherbergen.
25 Mio. Euro werden von der Helmholtz-Gemeinschaft, dem Land Niedersachsen und dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung für den Bau des CiiM-Gebäudes zur Verfügung gestellt.
Vision, Mission und Strategie
Basierend auf unserem Leitbild haben wir eine Strategie für die kommenden Jahre entwickelt, die es uns erlauben wird, ein innovatives Zentrum in Hannover aufzubauen, welches sich den drängenden Fragen der Infektionsmedizin zum Wohle des einzelnen Patienten stellt.
Die Vision
Individuelle Prognose und Diagnose von Infektionskrankheiten und maßgeschneiderte Prävention und Therapie zum Wohle des einzelnen Patienten.
Die Mission
Zur Realisierung dieser Vision untersuchen am CiiM interdisziplinäre Teams individuelle Infektionsverläufe. Vorhandene Routine-Daten aus der Klinik werden mit neu erhobenen molekularen Daten des einzelnen Patienten und des Erregers zusammengebracht, um mit Hilfe computergestützter Methoden prädiktive Parameter für den Infektionsverlauf und Therapieerfolg zu generieren. Dieser patientenzentrierte und datenbasierte Ansatz des CiiM bietet dem behandelnden Arzt einen wichtigen Leitfaden für eine maßgeschneiderte Prävention und Therapie und ermöglicht somit ein individuelles Patientenmanagement und eine evidenzbasierte Medizin.
Die Strategie
Am CiiM steht der einzelne Patient und dessen bestmögliche Behandlung im Vordergrund. Hierfür ist neben der klinischen Fachkompetenz ein umfassender Überblick über den aktuellen Forschungsstand entscheidend. Daher basieren alle CiiM-Aktivitäten auf einem konkreten klinischen Bedarf und haben das Ziel einer verbesserten Patientenbehandlung.
Für die im Klinikalltag relevanten Fragestellungen sowie Probleme der Infektionsmedizin werden Patientenkohorten definiert (Clinical Core) und die eingeschlossenen Patienten systematisch einer, über die Routine-Diagnostik hinausgehenden, tiefgehenden Charakterisierung (z.B. molekulare Diagnostik) unterzogen. Dabei wird die Unterbringung patientennaher und studienrelevanter Dienste im CiiM das Einbeziehen von Patienten erleichtern. Weiterhin werden Ambulanzräume im CiiM eine Verfolgung der Patienten über den Klinikaufenthalt hinaus erlauben, was für eine zeitliche und dynamische Auflösung der Infektions- und Heilungsprozesse als auch der Auswirkungen der Therapie entscheidend ist.
Für die molekulare Diagnostik werden am CiiM Genomics sowie Post-Genomics Technologien mit angeschlossenen Laborflächen für die Probenvorbereitung inklusive eines zentralen Pipettierlabors mit Robotik und angeschlossenen Büroflächen für die Datenverarbeitung etabliert (Technology Core). Darüber hinaus ist die Ansiedlung einer Gruppe zur technologischen (Mit-)Entwicklung und Erprobung innovativer Messgeräte (z.B. wearables, point-of-care diagnostics) vorgesehen. Weiterhin wird das Betreiben einer Außenstelle der Hannover Unified Biobank im CiiM die Aufbereitung und Lagerung infektiologischer Proben ermöglichen und die direkte Anbindung an die zentrale Biobank sicherstellen (Biobank).
Datenwissenschaftler werden die, beispielsweise über das Clinical Data Warehouse der MHH, zur Verfügung stehenden klinischen Daten der Patienten integrieren, mit den neu gewonnenen Daten verknüpfen und analysieren (Computational Competence Core). Mit Hilfe verschiedener Methoden der Modellierung und Simulation entstehen auf Basis dieser Datensammlungen prädiktive Modelle, welche zum Beispiel Hinweise auf mögliche Biomarker geben oder noch nicht bekannte Zusammenhänge aufzeigen. Dabei ermöglichen die vorhandenen Daten mit Hilfe lernender Modelle (künstliche Intelligenz) eine Einteilung der Patienten anhand bereits erhobener Parameter und können direkt in Behandlungsempfehlungen wie etwa eine Therapieoptimierung übersetzt werden.
Diese individualisierten Ansätze werden im Klinikalltag in prospektiven Studien validiert und verwertet (Clinical Research Core). Darüber hinaus werden für spezifische Patientengruppen neue Therapiemöglichkeiten erforscht und die Prüfung vielversprechender Strategien in klar abgegrenzten Patientengruppen mit Unterstützung der zentralen CiiM-Einheiten zu Ethikfragen, Qualitätssicherung, Standardisierung, Studienbetreuung- und koordination vorbereitet.
Parallel erfolgt in Kooperation mit dem HZI und dem TWINCORE die Entschlüsselung und experimentelle Validierung der den entwickelten Modellen und Biomarkern zugrunde liegenden Mechanismen (Research Core). Das so gewonnene mechanistische Verständnis wird eine gezielte Weiterentwicklung der Therapiestrategien ermöglichen.
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